.
LE JOG, die schwierigste Rallye Europas Eindrücke von Dani Chylik und Birgit Dangl
Von der Vorbereitung, über die Rallye selbst, bis zur Heimfahrt hat Hans Rath auf unserer Homepage, mit Infos von Birgit und Dani, ein Tagebuch geführt.
Birgit:
Es war der wildeste Und härteste Ritt meines Lebens. Bereits im Vorfeld habe ich gehört dass es taff ist aber ich habe mir nicht vorstellen können, dass es so schlimm ist. Nach einer Woche permanenten Schlafentzug habe ich zu Hause 16 Stunden geschlafen und auch nur deshalb so „kurz“ weil ich aufgeweckt wurde. Ich bewundere Dani was er geleistet hat denn ich durfte ihn eigentlich nur begleiten. Er hat alle Vorbereitungen alleine gestemmt, technischen konnte ich ihn überhaupt nicht unterstützen. Ich bin trotzdem körperlich, geistig und dann auch noch seelisch emotional über meine Grenzen gegangen. Es ist nicht beziehungsfördernd diese Rallye als Paar zu unternehmen. Aber wir sind gut angekommen. Das Auto hat jedoch einigen Schaden erlitten. In diesen 10 Tagen hat Dani eine Unmenge von Kilometern abgespult auf Straßen mit blankem Eis und in Gegenden da fährt nicht mal ein Traktor. So zirka 5 Sekunden vor Ende der Veranstaltung habe ich zu Dani gesagt: „und wenn du das nächste Mal einen Dudelsack spielen hören möchtest kaufst du dir eine CD“. Es gäbe sicher noch fünf Millionen Geschichten die ich erzählen könnte. Die Navigation ist wirklich schwierig und ich habe die Karten und Anweisungen mitgebracht die könnt ihr euch gerne anschauen. Dani ist mein HERO!
Dani:
Vor einiger Zeit habe ich von dieser Veranstaltung gelesen und habe mir gedacht das klingt herausfordernd, eine der schwierigsten Oldtimer Rallyes in Europe, das will ich unbedingt einmal machen. Nach unserer Erfahrung mit 2-mal AVD Histo Monte haben wir international Lunte gerochen und Erfahrung gesammelt. So große Veranstaltungen, die durch mehrere Länder gehen, sind anders organisiert und die Teilnehmer sind anders aufgestellt. Birgit habe ich damit eigentlich überfahren und ganz ehrlich ich habe viel darüber gelesen und habe es mir dann auch so vorgestellt wie es schließlich geworden ist. Von unseren Chancen habe ich mir eigentlich 50/50 ausgerechnet das wir überhaupt das Ziel sehen werden. Die Ausfallquote ist dementsprechend hoch, weil die Navigation wahnsinnig schwer ist, allein die fast 10 verschiedenen Aufgabenstellungen, wie die zu befahrenen Punkte angegeben sind und das in einem fremden Land in einer fremden Sprache. Man muss ganz genau die Angaben lesen, denn es hängt schon an der Formulierung ab, der Veranstalter könnte ja eine Falle eingebaut haben. Man fährt auf kleinsten Straßen, teilweise durch Farmland auf einem Güterweg, gerade für eine Traktor geeignet und das alles unter Zeitdruck. Der Veranstalter erwartet, dass du immer schneller als erlaubt unterwegs bist also muss man wirklich Gas geben. Also ständig unter Zeitdruck. Den gibst du natürlich auch an den Beifahrer weiter besonders nach der 2. Etappe, denn da wird das Roadbook erst direkt am Start ins Auto gereicht. Das bedeutet, alles was ich als Fahrer schneller fahre geht dem Beifahrer an Zeit ab für Kartenzeichnen = Strecke finden. Am allermeisten Angst hatte ich vor dem Schlafentzug. Nach dem 1. Tag fünf Stunden Pause, dann 2 Stunden Pause und die Nacht durch bis am nächsten Tag am Nachmittag. Das zehrt natürlich an Allem denn selbst in den Pausen kann man nicht wirklich abschalten. Ich bewegte mich weiter mit Tunnelblick auf der Straße und Birgit sah nur Karten, Karten, Karten. Wenn man das als Paar überstanden hat, schweißt es einem fürs Leben zusammen. Für mich ist Birgit die Heldin, weil einfach die Beifahrer den Hauptpart haben und es sind auch die Beifahrer, die von den Engländern gefeiert werden. Du kannst der beste Autofahrer sein ohne die genauen Angaben des Beifahrers, die schwierig aus den Karten und Anweisungen herauszulesen sind, hast du keine Chance vorne dabei zu sein.
Am vierten Tag war es soweit, dass Birgit aussteigen wollte und sagte: „ ich komm nicht mehr mit“.
Für mich kam nur in Frage wir fahren beide nach Hause oder beide weiter denn in meinem Leben geht das nur so. Nach einer großen Diskussion, Kaffee und einigen Zigaretten von Birgit im Freien, kam sie zurück und wir fuhren doch weiter.
Apropos, Sorge wegen rauchen hatte ich nur, als 40 Liter Benzin wegen gerissener Benzinleitung herausgesprudelt sind, und ich Birgit zurief: „jetzt zündest dir aber keine Zigarette an!“ Insgesamt, wegen ständigem Aufsitzen ist die Benzinleitung 4-mal gerissen. Auch das Handbremsseil baumelte nur mehr lustlos herum und der Mittelauspuff ist getrennt vom Krümmer. Draht und Kabelbinder, eine ganz wichtige Vokabel „cable ties“ das wir gelernt haben, waren unsere Rettung. Vom Veranstalter gab es auch Servicebegleitung und die waren super und erfreulicher Weise als uns die Benzinleitung riss keine 5 Minuten hinter uns. Das war knapp vor einer Sonderprüfung, die dann auch so 100 Km lang mit neun Schnittwechsel war. Den nächsten Schaden, Scheinwerfer, holten wir uns bei einer bergab Passage. Der vor uns fahrende kam zu einer T-Kreuzung und wie es die Engländer nun so einmal machen, bremsen, bremsen und bremsen bis das Fahrzeug an einem Hindernis stehen bleibt. Das war in diesem Fall eine Mauer, das halbe Auto stand in die Kreuzung und ich knapp hintendran konnte nicht mehr ausweichen. Aufgrund dieses Zwischenfalls trauten wir uns nicht mehr den Kofferraum zu öffnen und hatten daher kein Wasser mehr um die Scheiben klar zu halten. Schnee bei Stopps oder die Gischt der Vorausfahrenden war eine Hilfe. Auch noch erwähnenswert, wenn Dani die Heck-Scheibenheizung aufgedreht hat gab es kein Licht mehr innen im Auto – beim Kartenlesen nicht gerade von Vorteil. Alles in Allem ein wirklich gigantisches Erlebnis. Alle helfen zusammen, schon bei den Vorbereitungsarbeiten bekamen wir jede erdenkliche Unterstützung. Egal welche Top Fahrer es sind, sie helfen, denn es zählt für diese englischen Sportfahrer nur, dass so viele wie möglich das Ziel erreichen. Das überträgt sich auf alle Nationen, es bekommt eine Dynamik und jeder hilft jedem.
60 Teilnehmer waren am Start, 39 kamen ins Ziel darunter wir am 32. Platz. Einen Preis, der heißt „against all odds“ (gegen jede Chance) den bekamen wir. Aufgerufen wurden wir mit den Worten: „the lovely pink Volvo from Austria!“. Über den habe ich mich mehr gefreut als hätte ich einen Gold-Orden erhalten. Wir haben nicht aufgegeben, sind trotz aller Widrigkeiten weitergefahren und daher nochmals einen großen Dank an Birgit.
Viele spezielle Fragen wurden im Anschluss noch beantwortet und natürlich kamen noch einige interessante Erklärungen und nette Geschichten zu Tage.
Birgits Mutter, die die Berichte auf der Homepage auch verfolgte, fragte sich wer bei der Siegerehrung da neben Birgit steht. Erst beim dritten hinsehen erkannte sie Dani, der mit Anzug und schwarzem Mascherl herausgeputzt war.
Dani wird von sich aus sicher nicht mehr den Vorschlag machen die „LE JOG“ zu fahren aber auf die Frage an Birgit bekam ich die Antwort: „net glei, ober warum ned!“